Weltweit sind Mangrovenwälder anthropogenen Einflüssen ausgesetzt. Eine große Bedrohung stellen vor allem Landnutzungsänderungen sowie die intensivierte Holzwirtschaft und die zunehmende Verschmutzung der Gewässer dar. Von 2000 bis 2016 wurden rund 62% der weltweiten Verluste auf Landnutzungsänderungen zurückgeführt – insbesondere auf Aquakultur und Landwirtschaft (Goldberg et al., 2020). Die Ausweitung von Ölpalmplantagen und des Bergbaus in Küstenregionen gehört zu den neuen stark zunehmenden Treibern der Entwaldung (Worthington et al., 2020). Aktuelle Datensätze lassen jedoch hoffen: die Zerstörung durch den Menschen ist zurückgegangen (Goldberg et al., 2020), jährliche Verlustraten ergaben demnach Werte zwischen 0,26% und 0,66% (Hamilton & Casey, 2016). Schätzungen gehen heute von einer noch bestehenden Fläche von etwa 137.000 km2 aus (Bunting et al., 2018).
Mangrovenwälder wurden in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich für industrielle Nutzungen gerodet. Unter anderem für Aquakulturanlagen (z.B. Garnelenzucht) (Ocampo-Thomason, 2006; Berlanga-Robles et al., 2011; Hamilton, 2013; Hamilton & Lovette, 2015; Ghosh et al., 2015; Kauffman et al., 2017) sowie landwirtschaftliche Nutzflächen für die Rinderzucht (Kauffman et al., 2016), für Reisfelder und Palmölplantagen (Richards & Friess, 2016). Der Malaiische Archipel weist eine der höchsten Verlustraten auf. Auf der indonesischen Hauptinsel Java gingen von 1800 bis 2012 rund 75% der ursprünglichen Fläche verloren. Von 2000 bis 2012 wurden zahlreiche Flächen einer anderen Nutzung überführt: in Indonesien rund 48,6% für Aquakultur und 15,7% für Palmölplantagen; in Myanmar 87,6% für Reisplantagen und in Malaysia 38,2% für Palmölplantagen sowie 14,7% für Aquakultur. Auch in Lateinamerika kam es zu großflächigen Rodungen von Mangrovenwäldern (Richards & Friess, 2016).
Die zunehmende Urbanisierung von Küstenregionen hat zum Verlust beigetragen. Da sich Mangroven an landschaftlich besonders schönen oder vom Meer aus gut zugänglichen Lagen befinden, müssen sie häufig für wassernahe Wohnbebauung, Tourismus, Golfplätze, Häfen und Industrieanlagen weichen (Murray 2007; Hirales-Cota et al., 2010; Tuholske et al., 2017; Brenner et al., 2018).
Ein aktuelles Beispiele ist das Kohlekraftwerk „Rampal„. Es wird nur wenige Kilometer von den Sunderbans entfernt gebaut. Das Bauprojekt hat bisher zur Vertreibung und Landenteignung tausender Menschen geführt (Mahmud et al., 2020). Die Inbetriebnahme würde dafür sorgen, dass Kühlwasser und Schadstoffe aus dem Kohlekraftwerk sowie dem Schiffsverkehr in die Flüße gelangen und damit die Sundarbans gefährden (Human Rights Watch; Im Sumpf der Sundarbans – Süddeutsche Zeitung). Dabei gehört Bangladesch zu den Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind – eine Region, die ohnehin schon unter den Auswirkungen von Extremwetterereignissen leidet. Der Mangrovenwald ist nicht nur ein wichtiges Bollwerk gegen Sturmfluten die durch tropischen Wirbelstürme (Zyklone wie „Amphan“) verursacht werden, sondern auch die Lebensgrundlage von Milionen von Menschen.
Zudem belasten Nährstoffe, Pestizide und andere Schadstoffe aus den Abfällen und Abwässern von Landwirtschaft, Haushalten sowie Industrieanlagen die Mangroven. Diese gelangen in vielen Ländern nahezu ungefiltert in die Flüsse. Erhöhte Einträge von Nährstoffen, wie Nitrat und Phosphat, regen das Wachstum von Algen an, welche die Wasserqualität beeinträchtigen. Mangroven nehmen Nährstoffe auf und bilden bei Überdüngung (Überangebot von Nährstoffen) mehr Triebe als Wurzeln aus. Das entstehende Ungleichgewicht lässt Mangroven anfälliger für Stress werden. Desweiteren werden Schadstoffe und Schwermetalle vom schlickhaltigen Sediment absorbiert, wodurch dieses langfristig kontaminiert wird (Anh et al., 2010; Satheeshkumar & Khan, 2011; Li et al., 2015; amerika21: Mangroven-Sterben in Panama).
Änderungen der Wasserzirkulation, wie sie von Staudämmen, Bewässerungsanlagen oder sonstigen exzessiven Wasserentnahmen herrühren, gefährden aufgrund der spezifischen hydrologischen Anforderungen ebenfalls die Mangroven. Indirekte Folgen sind Vertrocknung und Versalzung der Böden, Küstenerosion und andere Auswirkungen, die zum Verlust der Mangrovenbestände führen.
Ebenso wird erwartet, dass Mangroven infolge des Klimawandels auf den damit einhergehenden Anstieg des Meeresspiegels reagieren. An einigen Standorten werden sich die Mangroven möglicherweise landeinwärts zurückziehen können, dies hängt jedoch von der Verfügbarkeit eines geeigneten Lebensraums ab – sowie von verfügbarem Sediment, welches ein „Mitwachsen“ mit dem Meeresspiegelanstieg ermöglicht (Lovelock et al., 2015; Lovelock et al., 2017). Allerdings leiden viele Küsten aufgrund der zunehmenden Verstädterung unter einem Verlust der Biosphäre.
Auch spielen Küstenerosion und Extremwettereignisse eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Zerstörung von Mangrovenwäldern. Das langsame und stetige Abtragen von Sediment (Erosion) führt dazu, das Mangroven ihren Untergrund zum Wurzeln verlieren. Begünstigt wird dieser Prozess durch den Anstieg des Meeresspiegels, starken Niederschlägen sowie hohen Temperaturen und zunehmender Wellenaktivität. Küstenerosion hat große Teile der Mangrovenwälder in Bangladesh (Sundarbans) und an der Ostküste von Brasilien zerstört. Zudem werden aufgrund des Klimawandels Extremwetterereignisse (z.B. Zyklone, Hitzewellen, Überschwemmungen) immer häufiger und stärker, welchen die Mangroven immer weniger standhalten können (Goldberg et al., 2020). Ozeanien gehört zu den Regionen, die besonders stark davon betroffen sind.
wocomoTRAVEL (2008) Mangroven – Bedrohte Küstenwälder in Brasilien I Gärten der Meere, Teil 2